Er galt als der kommende „Tiger Woods Österreichs“, spielte im Junior Ryder Cup an der Seite des heutigen Weltstars Rory McIlroy und gewann im Jugendbereich alles, was es zu gewinnen gab. Heute ist er einer der angesehensten Coaches Österreichs und trainiert Profis sowie die Stars von morgen. Dominic Angkawidjaja über die Qualitäten eines guten Trainers, seine Ziele, die Zukunft und darüber, wie er das Potenzial eines Golfers erkennt.
November 2021: Dominic Angkawidjaja plant ein Trainingslager mit Challenge-Tour-Pro Niklas Regner, er kommt gerade von einem Wochenende mit dem steirischen Jugendkader retour wo er mit 11-jährigen Youngsters trainierte und er hält wie gewohnt seine heißbegehrten Stunden als Teaching-Pro am Murhof, den er als seine zweite Heimat bezeichnet. Den Überblick zu bewahren, fällt ihm dennoch nicht schwer, wie der 32-Jährige lachend erklärt: „Nein, das ist ja gerade das Spannende an meinem Job – die Abwechslung hilft dabei, nicht abzustumpfen!“
Soziale Kompetenz als Trumpf
Auch auf die Frage, was einen guten Trainer ausmacht, weiß Angkawidjaja schnell eine Lösung: „Fachliche Kompetenz wird bei einem Coach in diesem Bereich vorausgesetzt. Ich denke daher, dass es besonders wichtig ist, sich in den Sportler hineinzuversetzen und Einfühlsvermögen zu zeigen. Man muss ganz klar differenzieren: Steht nun ein Leistungssportler oder ein Hobbygolfer vor mir? Es gilt, aus dem gesammelten Potpourri an Wissen die richtigen Tools herauszuziehen und so auf die individuellen Anforderungen einzugehen.“
Seine Vorgehensweise vergleicht der frühere Pro mit der eines Arztes: „Es hilft in meiner Arbeit als Coach, mit Struktur zu arbeiten. Ich gehe quasi eine gedankliche Checkliste durch: Zuerst die Anamnese, in der man herausfindet, was weh tut – sprich wo das Problem liegt. Dann gilt es, eine simple Therapie zu finden.“
Die täglichen Freuden … und Ärgernisse
Wenn dann der Erfolg eintritt und der Spieler Fortschritte macht, ist auch der Trainer glücklich. „Es gehört zu den schönsten Momenten in meinem Job, wenn man sieht, wie sich die Schüler entwickeln – da bekommt man wirklich etwas zurück“, so der Grazer. Umgekehrt gibt es allerdings natürlich auch im Leben eines Golfcoaches Schattenseiten, so Angkawidjaja schmunzelnd: „Tage mit Büroarbeit machen wirklich keinen Spaß – die ganze Planerei, die Buchhaltung usw. gehören sicher nicht zu meinen Lieblingsaufgaben!“
Die Lust auf den Golfsport lässt jedenfalls selbst bei Angkawidjaja, der seit seinem sechsten Lebensjahr am Platz steht, nicht nach: „Ich spiele selbst natürlich auch immer noch wahnsinnig gerne Golf, diese Liebe zum Sport wird nie nachlassen!“ Die Zeit als aktiver Golfer vermisst er dennoch nicht…
"Fachliche Kompetenz wird bei einem Coach in diesem Bereich vorausgesetzt. Ich denke daher, dass es besonders wichtig ist, sich in den Sportler hineinzuversetzen und Einfühlsvermögen zu zeigen."
Dominic Angkawidjaja
Erfahrungen weitergeben
„Mit dem Wissen von heute würde ich als Aktiver natürlich vieles anders machen. Ich wurde als Wunderkind bezeichnet, es ging immer nur bergauf – so war es schwer, mit Niederlagen umzugehen und mental damit klarzukommen. Der Druck von außen war groß, damit umzugehen habe ich damals einfach nicht geschafft.“ Aus den Erfahrungen als junger Profi konnte der heutige Top-Trainer allerdings vieles mitnehmen: „Das Gefühl, bei einer Europameisterschaft oder dem Junior Ryder Cup am Start zu stehen, auf die letzte Runde zu gehen und um den Sieg zu spielen – dieses Gefühl kann ich jetzt an die jungen Spieler weitergeben.“
Und diese Erfahrungen helfen ihm auch, Talent richtig einzuschätzen und frühzeitig zu erkennen. Wobei der erfahrene Trainer das Wort „Talent“ zwiespältig betrachtet: „Was ist Talent überhaupt? Manche haben das sportliche Talent, andere haben das Talent, fleißig zu sein, diszipliniert zu sein und sich aufzuopfern und unglaublich hart zu arbeiten. Klar ist, dass man vieles davon haben muss, um ganz an die Spitze zu kommen.“ Als Schlüssel für junge Sportler, sich auch zu guten Golfern zu entwickeln, sieht Angkawidjaja das Umfeld sowie die Polysportivität: „Meiner Meinung nach sollten sich ambitionierte junge Golfer keineswegs vor dem 12. oder 13. Lebensjahr spezialisieren, sondern ganzheitlich sportlich ausgebildet werden. Ansonsten besteht auch die Gefahr, dass man zu früh verheizt wird und vielleicht sogar der Spaß verloren geht.“
Ein Blick in die Zukunft
Der talentierteste Spieler, mit dem Angkawidjaja je spielte, war Rory McIlroy. Der heute vierfache Major-Sieger zeigte bereits als Youngster beim Junior Ryder Cup, dass er alles hatte, was benötigt wird. Wie alle aktuellen Weltklassespieler ist auch der Nordire besonders im langen Spiel außergewöhnlich stark. Ein Trend, der sich laut dem Experten fortführen wird: „Wir versuchen in der Arbeit mit den jungen Spielern natürlich, nicht nur auf das Heute zu achten, sondern auch darauf, wie die Entwicklung im Golfsport in den nächsten 15 Jahren weitergeht. Aus meiner Sicht wird dieser Trend zur Athletik, zum Weit-Schlagen, noch extremer werden.“
Um bei diesen Entwicklungen im modernen Golfsport immer am Ball zu bleiben, sei auch die regelmäßige Fortbildung für Trainer essenziell: „Der schlimmste Fehler eines Trainers ist es meiner Meinung nach, wenn man glaubt, dass man schon alles weiß und alles kann. Viel besser ist es aus meiner Sicht, wenn man sich ein Netzwerk aufbaut, in dem jeder auf einen gewissen Bereich spezialisiert ist und dort seine Expertise einbringt sowie dass man sich ständig fort- und weiterbildet.“
In seiner persönlichen Zukunft hat Angkawidjaja ebenfalls noch einiges vor: „Ich habe es immer als größten Erfolg angesehen, wenn ein Trainer einen Spieler bereits in jungen Jahren übernimmt und von dort weg an die Spitze führt, also nicht erst mit dem bereits ,fertigen‘ Tourspieler erfolgreich ist. Deswegen war es immer mein Ziel, einen Golfer von der Jugend an zu begleiten und mit ihm den Sprung auf die European Tour zu schaffen!“
Wissend, dass mit Niklas Regner ein Schützling aus der „DA Golf Academy“ bereits in seiner heurigen ersten Saison als Profi den Sprung auf die höchste europäische Tourebene nur knapp verpasst hat, wird sich sich Dominic Angkawidjaja wohl schon bald neue Ziele suchen müssen …
Infobox:
Dominic Angkawidjaja, geboren 1989
Erfolge als Aktiver:
Vizeeuropameister, 3. Platz EYM (U16 EM), Sieger Junior Ryder Cup, 8. Platz Team-WM (Japan), 14. Platz Einzel-WM (Japan), mehrmaliger Staatsmeister
Pro von 2009 – 2011
Laufbahn/Ausbildung als Trainer:
Professional GC Murhof, Steiermark, Fully Qualified Professional der PGA of Austria, National Team Coach Austria, Headcoach Landeskader Steiermark, Staatlich geprüfter Golf Instruktor, Mitglied Ausbildungs-/Prüfungskommission PGA of Austria, zertifizierter PGA Tutor, TPI Certified
Kontakt: www.da-golf.com