Was Josef Göbel angreift, hat Hand und Fuß. Der Tischlermeister steht mit seinem Familienunternehmen für Tradition und Qualität, ohne dabei den wichtigen Schritt in die Zukunft zu verpassen. Und obwohl der Unternehmer selbst (noch) nicht zum Golfschläger greift, weiß er ganz genau, was die Golfer brauchen – man frage nach in den Clubhäusern des Murhofs, in Donnerskirchen, in Finkenstein oder in Andritz.
200 Mitarbeiter beschäftigt Josef Göbel alleine an seinem Hauptsitz in Fladnitz an der Teichalm. Wenn man mit ihm eine Runde durch seine riesigen Lagerhallen und modernsten Tischlereiwerkstätten dreht, denkt man allerdings, dass im Unternehmen – wie vor 100 Jahren – immer noch lediglich eine Handvoll Angestellte tätig sind, kennt der Chef doch jeden persönlich und bleibt für den einen oder anderen Plausch stehen. Ein echter Familienbetrieb eben – und das nicht nur weil die Familie Göbel geschlossen im Unternehmen tätig ist. „Wir sind ein Familienunternehmen, das traditionelle Werte extrem hochhält. Dabei versuchen wir, unsere Kunden in Bezug auf das Tischlerhandwerk glücklich zu machen“, erklärt Josef Göbel.
Schon vor Jahrzehnten PC statt Kreissäge
Dass dabei der Fortschritt und die Innovation dennoch nicht zu kurz kommen, erklärt Josef Göbel so „Wenn ich mein Unternehmen auch an die nächste Generation weitergeben will, dann geht es gar nicht anders, als mit der Zeit zu gehen, die Digitalisierung anzunehmen und auf modernste Maschinen zu setzen. Nach wie vor haben wir einen sehr hohen Handarbeitsanteil, aber überall dort, wo eine Maschine unsere Arbeit noch verbessern kann, greifen wir selbstverständlich auf diese Möglichkeiten zurück. So kann ich unser Produkt für die Kunden noch stärker, noch qualitätsvoller machen.“
„Wir nennen das ,bespoke furnishing‘ – weil wir Möbel wie besprochen herstellen. Jedes Möbelstück, das wir produzieren, ist ein absolutes Unikat!“
Josef Göbel
Dazu verweist Josef Göbel auch auf die Ansätze, die bereits vor ihm im Unternehmen getätigt wurden „Mein Vater hat begonnen, in Maßnahmen zur Digitalisierung zu investieren, noch bevor es dieses Wort überhaupt in dieser Form gab. Er investierte im Jahr 1974 in den ersten Computer für das Unternehmen, als ihm noch jeder riet, stattdessen eine neue Kreissäge zu kaufen. Er war davon überzeugt, dass das die Zukunft ist, das hat uns als Unternehmen dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen.“ Von Serienproduktion kann dennoch keine Rede sein, wie Josef Göbel erklärt: „Wir nennen das ,bespoke furnishing‘ – weil wir Möbel wie besprochen herstellen. Jedes Möbelstück, das wir produzieren, ist ein absolutes Unikat. Wenn ein Golfer also in das Clubhaus am Murhof geht, um nach der Runde noch gemütlich Zeit zu verbringen, wird er die dortige Einrichtung in dieser Form nirgendwo anders sehen!“
Des Golfers Eigenheiten
Diese Eigenschaften wissen die Golfer der Murhof Gruppe offensichtlich zu schätzen, erfreuen sich die in den vergangenen Jahren neu gestalteten Clubhäuser in Donnerskirchen, am Murhof, in Finkenstein sowie in Andritz doch extrem großer Beliebtheit. Die Entwicklung dieser Projekte beschreibt Josef Göbel so: „Wir versuchen immer, auf die jeweiligen Bedürfnisse und Gegebenheiten unserer Kunden einzugehen. Es hilft uns nichts, wenn wir etwas nach unseren Vorstellungen umsetzen und am Ende sind die, die unsere Möbel dann nutzen, unzufrieden. Wir beraten, ja – aber am Ende gehen wir vollends auf die Anforderungen unserer Kunden ein.“ Den Murhof beschreibt Josef Göbel als eines seiner herausforderndsten Projekte, weil „es bereits vor unserer Arbeit einige Pläne gab, das Clubhaus umzubauen, diese aber nie den hohen Ansprüchen dieses traditionsreichen Ortes genügten. Daher war es umso toller, am Ende ein so großartiges Ergebnis zu bekommen, das sowohl uns, als auch die Murhof Gruppe und Johannes Goess-Saurau begeistert.“
Ob Josef Göbel, der neben der Murhof Gruppe beispielsweise bereits mit Golfplätzen in Russland zusammenarbeitete, Eigenheiten bei Kunden aus der Welt des Golfsports aufgefallen seien, will der Steirer (schmunzelnd) nicht beantworten, meint allerdings: „Aus meiner Erfahrung wurden die Clubhäuser früher einfach nicht ,cosy‘, also nicht gemütlich genug gebaut. Man will sich doch an diesem besonderen Ort auch wohlfühlen können. Vielleicht haben früher die Architekten der Golfplätze auch die Clubhäuser geplant (lacht), wir wollten hier jedenfalls einen anderen Weg gehen!“
Das gelebte Familienmotto
Generell folgt man im seit 1874 bestehenden Unternehmen stets einem klaren Leitsatz: „Wenns einfach wär‘, würd’s jeder machen…“ Josef Göbel klärt auf: „Dieses Motto hat bereits mein Vater geprägt. Mein Vater ist ein grundlegender Optimist, sonst wären er und die Firma heute nicht da, wo wir sind. Und wenn wir als Kinder gejammert haben oder gesagt haben, dass etwas nicht geht, hat er das Positive gesehen.“ Und so will man bei Josef Göbel auch das Handwerk gestalten: Immer alles geben und es so besser machen, als alle anderen.
Um immer besser zu werden und das Gefühl für Ästhetik und Funktion noch weiter zu schärfen, schaute Josef Göbel auch vielen begnadeten Architekten und Designern über die Schultern: „Ich hatte das Glück, schon früh auch im Ausland tätig gewesen sein zu dürfen und dabei mit absoluten Meistern ihres Fachs zusammengearbeitet zu haben. Da haben wir uns inspirieren lassen und viele Ideen und mitgenommen, das kommt uns natürlich zugute.“ Die Zeit im Ausland will Josef Göbel nicht missen, von Moskau über New York bis Paris oder Mallorca war und ist er mit seinem Unternehmen tätig. Aber vor allem das während der letzten globalen Wirtschaftskrise gestärkte Tätigkeitsfeld in Österreich bereitet ihm Freude: „Wir haben wirklich fantastische Unternehmen und Betriebe hier in Österreich, für die wir mit absoluter Überzeugung arbeiten. Projekte bei lokalen Leitbetrieben wie beispielsweise beim Hotel Pierer auf der Teichalm oder eben am Murhof sind für uns deswegen umso spezieller!“
Keine Angst vor der Zukunft
Und so blickt Josef Göbel auch voller Zuversicht auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte, obwohl gerade in der Handwerksbranche rund um die Themen Fachkräftemangel und Co. oft ein wahres Damoklesschwert zu hängen scheint: „Das Handwerk wird auch in der Zukunft einen absolut goldenen Boden haben, denn es kann gar nicht soviele Handwerker geben, wie es Kunden gibt, die Wert auf gute Arbeit legen. Die einzige Herausforderung, die ich natürlich auch sehe, ist die der Mitarbeiter. Aber hier bin ich der Meinung, dass man als Arbeitgeber auch etwas bieten muss. Wir bauen beispielsweise neue Mitarbeiterhäuser und Themen wie E-Bus-Shuttles von Graz oder eine Vier-Tage-Woche werden bei uns schon jetzt durchdacht und geplant. Denn trotz aller hervorragenden Maschinen ist eines klar: Die gute Qualität des Produkts kannst du nur mit guten Mitarbeitern halten. Genau mit diesen Werten will ich das Unternehmen auch an die sechste Generation übergeben …“
Infobox:
Josef Göbel – „Feinstes Handwerk seit 1874“
- Hauptsitz Fladnitz an der Teichalm
- Josef Göbel führt das Unternehmen in 5. Generation, sein Sohn ist ebenfalls bereits im Familienbetrieb tätig
- Zusätzlich zum Hauptsitz unterhält Göbel eine Glaserei in Passail und drei weitere Unternehmen mit Standort in Wien: ARTEX Museum Services, die Tischlerei Jirka und Seliger bespoke furnishing
- Josef Göbel ist unter anderem verantwortlich für folgende Umbauten der Murhof Gruppe: Clubhaus Murhof, Clubhaus Donnerskirchen, Clubhaus Andritz, Clubhaus und Suiten Schloss Finkenstein
- Weitere namhafte Projekte (Auszug): Clubhaus des Skolkovo Golf Club in Moskau (von Pritzker-Preisträger Shigeru Ban entworfen), Valutenbörse in Moskau, Palais Liechtenstein und Schloss Schönbrunn in Wien, Hotel Post am Arlberg, Hotel Sacher und Imperial in Wien, Almwellness Hotel Pierer (als Fallstaff Hotel des Jahres 2020 prämiert), Deutsches Museum München, Weltmuseum Wien, Steierer Weiz (ausgezeichnet als schönste Apotheke Österreichs 2020)
Kontakt: www.josefgoebel.at